Handnieten (Verfahren)

Für das Handnieten werden Sie einen Niet, eine Locherzange oder einen Locher, eine Gummiunterlage, einen Nieter und einen Hammer brauchen.

Größe der Niete

Die erste Voraussetzung für eine hochwertig durchgeführte Nietenverbindung ist die richtig gewählte Größe des Nietes. Niete werden in normalisierten Größen hergestellt. Für die richtige Wahl ist es notwendig, die Dicke der Verbindungsmaterialien zu kennen. Optimal sollte die Höhe des Schafts bei dünneren Materialien um 1-2 mm, bei stärkeren Materialien um 2-3 mm größer als die Dicke der Verbindungsmaterialien sein.

Locherzange

Locherzangen haben einen Drehkopf mit mehreren Schlagkräften verschiedener Größen, also ist ihr Austausch nur eine Frage weniger Momente. Sie sind geeignet für das Schaffen der Löcher bei Ledermaterialien ab einer Stärke von 2 mm. Für eine größere Dicke ist es notwendig, einen Locher zu benutzen. Ein längerer Handgriff der Zangen gewährt auch beim Aufwenden kleinerer Kraft einen hohen Druck auf die Schneidemaschine. Professionelle Lochzangen haben Schlagkräfte (1,4 – 4,7 cm) aus festem Stahl, die Händchen sind gesenk geschmiedet und der Amboss ist aus Messing gefertigt. Auf die Zange bekommen Sie eine lebenslange Garantie. Im Falle einer Abstumpfung, oder Beschädigung ist es möglich einzelne Schlagkräfte auszutauschen. Bei billigeren Lochzangen Economy können die Schlagkräfte (0,3 – 0,5 cm) nicht ausgetauscht werden.

Profi drehende Löcherzange 3230-00

Locher (Schlagkraft)

Der Locher ist ein Stahlwerkzeug, dank dessen es Ihnen ermöglicht ist, ein Loch über zwei dünnere aufeinandergelegte Materialien gleichzeitig zu schlagen. Lochersets enthalten sechs austauschbare Stahlschlagkräfte der Durchmesser ab 1,9 bis 4,7 mm. Runde Locher kann man auch einzeln erwerben, und zwar in Durchmessern ab 1,59 bis 16,8 mm.

Löcherset 3003-00 

Gummiunterlage

Eine weiche Gummiunterlage schützt die Schneider der Schlagköpfe vor dem Abstumpfen. In stärkere Gummiblöcke kann man mit dem Locher Kerben machen. Für das gelegentliche Nieten kann man auch ein elastisches Plastikbrett benutzen. Früher wurden Platten aus weichem Holz benutzt. Nachteil war das schnelle Abstumpfen der Schlagkräfte und die Entwertung des Brettes.

Nieter

Der Nieter ist ein Handgerät, das von der einen Seite eine kleine (runde, halbrunde oder kernige) Vertiefung hat, die nach dem Ausnieten das Köpfchen der gewünschten Form bildet. Der Nieter ist für jeden Köpfchentyp geeignet:

Nieter für Sattelniete 8101

Vorgang beim Handnieten

1. Ausschlagen der Löcher für den Schaftniet

Beim Nieten werden zwei oder mehrere aufeinander liegende Materialen verbunden. Deshalb ist es nötig, eine Öffnung in den Verbindungsmaterialien zu fertigen, die der Durchmessergröße des Nietschafts entspricht. Der Öffnungsdurchmesser darf nicht zu eng aber auch nicht deutlich größer sein. Wenn die Öffnung zu eng ist, passt der Schaft nicht durch die Öffnung. Wenn er aber im Gegenteil zu groß ist, droht vor allem bei kleineren Nietgrößen das Ausreißen des Nietköpfchens aus dem Material bei Zugbelastung.

Beim Ausschlagen deformiert sich ein wenig der Rand der Öffnung und das Loch ist größer als das Schneidegerät. Die Deformation wird durch den Ausschlagprozess verursacht. In der ersten Phase kommt es zum Zusammenpressen des Materials unter dem Gerät, dem sog. Verdichten der Schichten. In der zweiten Phase kommt es bereits zur eigentlichen Perforation des Materials. Das zusammengedrückte Material kehrt nach dem Ausschlagen zurück zur ursprünglichen Gestalt und das Loch ist etwas größer als das Schneidegerät. Es gilt die Regel, je dicker das Material, desto größer ist die Deformation. Dies muss stets in Erinnerung bleiben. Durch das einfache Anlegen des Nietschafts an die Öffnung des Schlagkopfes kann nicht die richtige Größe des Lochers festgestellt werden. Die Größe des Schlagkopfes muss ein wenig kleiner sein, als der Durchmesser des Nietschafts. Die beste Bestimmungsart der Größe des Schlagkopfes ist das Ausprobieren der Öffnungsgröße auf einem Materialstück.

Auf dem Material markieren wir eine Stelle, an der wir den Niet haben möchten. Das Material legen wir auf die Schlagunterlage, den Locher (mit der scharfen Seite) legen wir senkrecht auf die Stelle, wo wir das Loch ausschlagen möchten und mit dem Hammer schlagen wir in den oberen Teil des Lochers (ebene Seite). Das Material sollte mit einem Hammerschlag perforiert werden. Der Locher sollte sich 0,5-1 mm in die Ausschlagunterlage verklemmen. Das Loch wird ohne Fransen sein und eine glatte Oberfläche auf beiden Seiten haben. Anstatt eines Lochers können auch drehbare Locherzangen verwendet werden.

2a. Ausnieten offener Niete

Den Schaft legen wir von der Rückseite in die vorbereitete Öffnung. Von der Vorderseite setzen wir das Nietköpfchen auf den Schaft an. Auf einen solch vorbereiteten Niet legen wir den Stahlkubus mit ebener Oberfläche (etwas hartes, am besten aus Eisen, was nicht federt). Falls vorhanden, verwenden wir den Drehamboss aus dem Set #8101. Auf das Nietköpfchen legen wir senkrecht den Nieter und mit einem Hammerschlag in den Nieter nieten wir den Niet aus (falls möglich in die Mitte des Nieters, sonst wird der Niet schräg ausgenietet).


Es ist wichtig, mit dem Hammer in den Nieter nur einmal und mit größerer Kraft zu schlagen. Wenn Sie wiederholt schlagen, machen Sie in den Niet, oder das Verbindungsmaterial Furchen.

Mit dem Schlag des Nieters auf den Kopfniet kommt es dazu, dass der Schaft im Nietenköpfchen deformiert wird, der Durchmesser sich vergrößert und es kommt dadurch zur Bildung einer nicht zerlegbaren Verbindung.

Für die richtig durchgeführte Nietenverbindung ist es wichtig:

  • einen Niet richtiger Schaftgröße zur Dicke der Verbindungsmaterialien zu wählen,
  • beim Nieten eine ausreichende Druckkraft beim Ausnieten,
  • dass der Schlag des Hammers senkrecht zum Nieter sein muss,
  • für das Nieten richtige Geräte und Werkzeuge zur gegebenen Nietgröße zu benutzen.

a) falsch ausgenieteter Niet (der Schlag des Hammers auf den Nieter war nicht senkrecht)
b) richtig ausgenieteter Niet

2b. Ausnieten geschlossener Niete

Der Nietvorgang ist gleich, man muss nur auf einer speziellen Applikationsvorrichtung nieten, die eine Vertiefung der Größe und Form des Nietkopfes hat. Damit erzielen Sie, dass der Niet ein rundes Köpfchen von beiden Seiten haben wird.

Wenn Sie den Niet auf einer geraden Fläche ausnieten, machen Sie aus technologischer Sicht nichts kaputt, aber der Niet wird nicht so schön sein und verringert den ästhetischen Wert des Produkts. Bei der Verwendung geschlossener Niete auf den Produkten ist es wichtig, auch richtige Geräte und Werkzeuge zu benutzen. Der Niet ist ein sichtbarer Bestandteil des Produkts, die Qualität und die Durchführung des Nietes bestimmen die Professionalität und Handfertigkeit des Herstellers.

Vorder- und Rückseite: a) geöffneter Niet, b) geschlossener Niet
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